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Bildungszentrum für Beruf und Wirtschaft e. V. (BBW) :

Nachhaltige Berufsbildung für die Region

Zusammenfassung

Nachhaltiges Arbeiten und Wirtschaften sichert die natürlichen Lebensgrundlagen für die nächsten Generationen. Dies erfordert ein neues Denken und Handeln im beruflichen Alltag. Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung fördert die Kompetenzen, die dazu notwendig sind und zur Übernahme von Produzentenverantwortung befähigen. Mit der nachhaltigen Gesamtausrichtung des Bildungszentrums und unserer Projektarbeiten haben wir uns seit Jahren der nachhaltigen Entwicklung unserer Region verschrieben. Wir konzentrieren uns dabei auf vier Bereiche: eigene Zertifizierung, Projekte zur Entwicklung der Region, Digitalisierung und nachhaltige Berufsausbildung.

Beschreibung der Aktivitäten

Als Bildungszentrum für Beruf und Wirtschaft e. V. ist es unser Ziel, die Sicherung des Fachkräftebedarfs in unserer Region maßgeblich zu unterstützen.

Dazu setzen wir seit mehreren Jahren bereits in der Berufsorientierung der Schülerinnen und Schüler im Landkreis Wittenberg an, mit den Projekten BRAFO und TABEOplus. BRAFO (Berufswahl Richtig Angehen Frühzeitig Orientieren) ist ein Projekt für Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 7 im Landkreis Wittenberg, gegliedert in die Kompetenzerkundung an der Schule und die Interessenerkundung am BBW in verschiedenen Tätigkeitsfeldern sowie eine zusätzliche freiwillige Betriebserkundung in Partner-Unternehmen.
TABEOplus (TAge der BErufsOrientierung) wendet sich an die achten Klassen. Es verbindet eine vertiefende zweitägige Potenzialanalyse mit zweiwöchigen Werkstatttagen im Bildungszentrum für Beruf und Wirtschaft e. V. in verschiedenen Berufsfeldern. Die beobachteten sozialen Kompetenzen und Handlungskompetenzen der Teilnehmenden werden nach erfolgreicher Teilnahme durch ein aussagekräftiges Kompetenzprofil dokumentiert, das im Bewerbungsverfahren genutzt werden kann.

Finden im Bewerbungsverfahren Auszubildende und Unternehmen zusammen, bieten wir eine qualifizierte Verbundausbildung an. Dies unterstützt insbesondere kleine oder sehr spezialisierte Unternehmen dabei, eigenen Nachwuchs auszubilden und alle Bereiche der Ausbildung qualifiziert sicherzustellen. Mehr als 50 Unternehmen der Region nutzen derzeit diese Möglichkeit. Unsere Angebote zur beruflichen Weiterbildung runden die lebenslange Personalentwicklung der Betriebe ab.

Das Bildungszentrum für Beruf und Wirtschaft e. V. wirkt darüber hinaus als Vorbild. Wir sind qualitätszertifiziert nach DIN EN ISO 90001:2015 und seit 2008 halten wir als eines der ersten Bildungsunternehmen deutschlandweit das Qualitätssiegel Q3SQ für soziale und nachhaltige Qualifizierung. An der Energie- und Umwelteffizienz unserer Bildungseinrichtung beteiligen wir nicht nur alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch die Auszubildenden unserer Verbund-Unternehmen. Sie betrachten den Ressourcen-Einsatz im BBW kritisch, werten Verbrauche aus und bringen sich in die Weiterentwicklung effizienter Systeme und Prozesse im BBW aktiv ein (z. B. Bau einer PV-Anlage im BBW).

Deshalb passt es sehr gut zu uns, Nachhaltigkeit in die Ausbildung zu tragen. Beginn war 2010 die Beteiligung am Projekt CaeSaR (CSR-Aktivitäten für ethische und soziale Lösungen zur Schaffung eines innovativen Arbeitsumfeldes und für nachhaltigen Ressourceneinsatz). Das Projekt, an dem über 400 Beschäftigte teilnahmen, unterstützte kleine und mittlere Unternehmen durch fachliche Beratung und durch eine berufsbegleitende Qualifizierung – die Promotorenausbildung. Seit 2016 sind wir aktiv im Projekt ANLIN (Ausbildung fördert Nachhaltige Lernorte in der Industrie). Zentraler Ansatz, um nachhaltigkeitsbezogene Handlungskompetenz und Werthaltungen in der Ausbildung zu vermitteln, ist die Entwicklung eines modular aufgebauten Qualifizierungskonzeptes. Ausbilder und Auszubildende werden im Rahmen von drei Präsenzmodulen mit jeweils spezifischen Themenschwerpunkten qualifiziert, Lernorte nachhaltig zu entwickeln, zukünftig Produzentenverantwortung zu übernehmen, Unternehmen werden zu dafür notwendiger Organisationsentwicklung beraten.

Demografischer Wandel und die verstärkte Arbeitsdifferenzierung durch die Digitalisierung zwischen einfachen Tätigkeiten und hochkomplexen Fachaufgaben machen die Erschließung des Potenzials Langzeitarbeitsloser erforderlich, um die Bedarfe der hiesigen Betriebe zu decken. Dies unterstützen wir durch die Beteiligung an Projekten und Maßnahmen, die die Integration verschiedenster Bevölkerungsgruppen in den ersten und zweiten Arbeitsmarkt zum Ziel haben – für junge Erwachsene im Projekt STABIL, für Ältere in 58plus, für Flüchtlinge in AGH. Wir geben dabei Impulse in kommunale Netzwerke und regionale Initiativen und vernetzen Akteure.

Inwieweit und wodurch konnten gesellschaftliche Gruppen oder Akteure neu für dieses Thema gewonnen oder einbezogen werden?

Durch die rege Beteiligung in Arbeitskreisen (z.B. RÜMSA, Campus e. V.), Bildungsinitiativen sowie Projekten und Arbeitsmarktmaßnahmen ist das BBW mit dem Landkreis, dessen Städten und Gemeinden, dem Jobcenter und der Agentur für Arbeit, anderen Bildungsträgern und den Schulen, Unternehmen verschiedener Branchen, Sozialpartnern und überregionalen Organisationen eng vernetzt.

Über die Austausche von Erfahrungen in diesem Netzwerk, die verantwortliche Einbindung der Partner in Projektbeiräte und die Präsentation unserer Arbeit auf Messen, in sozialen Netzwerken und auf unserer Homepage gelingt es uns weitere aktive Interessenten zu gewinnen. Insbesondere über die Ausbilder-Schulungen in ANLIN erreichen wir neue Unternehmen, die bisher noch nicht mit uns zusammen gearbeitet haben. Wir nutzen diese Möglichkeit, um Nachhaltigkeit von der Ausbildung aus in das gesamte Unternehmen zu tragen. Dies öffnet neue Türen, um ein nachhaltiges Bewusstsein in der Öffentlichkeit zu schaffen.

Inwieweit und wodurch ist es gelungen eine öffentliche Wahrnehmung für das Thema zu erreichen?

Am Beginn stand die Sensibilisierung im BBW selbst. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden zum Thema Nachhaltigkeit geschult. Im ersten Projektjahr ANLIN erreichte BBW bereits mehr als 50 Ausbilder, 30 Auszubildende und 3 tangierende Projekte deutschlandweit. Über Feedback-Möglichkeiten sind alle Mitarbeitenden, Auszubildenden und Teilnehmenden im BBW an der nachhaltigen Weiterentwicklung unserer Prozesse beteiligt. Wirken durch Vorbild ist dabei unser Weg in der Kommunikation nach außen.

Dies wird durch unseren Internetauftritt, Flyer, Messeauftritte, Presseartikel, Plakate und weitere Marketingmaßnahmen untersetzt. Auf unserer Homepage berichten wir regelmäßig über unsere Projekte, auf Facebook posten wir zum Thema Nachhaltigkeit und auf Tagungen bzw. Veranstaltungen beteiligen wir uns mit Beiträgen zum Thema. Die rege Nachfrage aus Unternehmen, oft am Rande von Veranstaltungen zu anderen Schwerpunkten, bestätigt uns den Erfolg unserer Öffentlichkeitsarbeit.

Wie sollen die Aktivitäten in Zukunft weitergeführt werden?

Ein Schwerpunkt bleibt die stetige Weiterentwicklung unserer Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstandards. Dafür sind verantwortliche Mitarbeiter benannt und qualifiziert worden.

Die Verstetigung der Ergebnisse aus dem Projekt ANLIN in der Ausbildung durch Veröffentlichung der Konzepte, Unterstützung der Sozialpartner bei der Weiterentwicklung der Ausbildungsinhalte und der Rahmenlehrpläne und die Begleitung der Umsetzung in unseren regionalen Unternehmen ist ein weiteres Hauptziel für die nächsten Jahre. Um dies qualifiziert umzusetzen, durchlaufen mehrere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eine Qualifizierung zur systemischen Beratung zu Strategie- und Personalentwicklung.

Die fortschreitende Digitalisierung sehen wir darüber hinaus als Chance für nachhaltige Produktion und Prozesse. Die daraus entstehenden Veränderungen und Möglichkeiten für die Berufsausbildung analysieren wir derzeit in einem internen Projekt.

Ergänzende Bemerkungen

Die Nachhaltigkeit des BBW spiegelt sich in der Infrastruktur wider. Anlagen, Einrichtungen und Gebäude werden unter ökologischen Aspekten modernisiert bzw. erneuert. Beispiele dafür sind der Rückbau von Asbest-Dächern, Einzug von Zwischendecken, Aufbau eigener PV-Anlage und Solar-Thermie-Anlage, automatisierte Steuerung von Licht und Wasserverbrauch, Digitalisierung von Verwaltung, Ausbildung und Schulungsräumen. Die Mitarbeiter werden passgenau weitergebildet und eingesetzt.

Weiterführende Informationen