Landwirtschaft – und Gemüsebaubetrieb SpeiseGut – Solidarische Landwirtschaft
Zusammenfassung
SpeiseGut ist ein kleiner, bäuerlicher Betrieb in Berlin Spandau. Die Ernte unseres Ackers – Gemüse, Kräuter und Obst aus dem Freilandanbau – teilen wir mit über 250 Menschen. Was nach einer Abokiste klingt, folgt einem alternativen Ansatz: SpeiseGut ist eine solidarische Landwirtschaft (Solawi). Während die Verbraucher*innen bei einer Abokiste ihre Lebensmittel selbst zusammenstellen, erhalten Teilnehmer*Innen bei SpeiseGut einen Ernteanteil. Sie teilen sich die Kosten des landwirtschaftlichen Betriebs und erhalten dafür im Gegenzug die Lebensmittel, die vom Acker kommen. Durch den persönlichen Bezug zueinander gestalten sie gemeinsam mit Bauer Christian Heymann eine nichtindustrielle, marktunabhängige Landwirtschaft.
Beschreibung der Aktivitäten
Die Essenz dieser gegenseitigen Beziehung ist: Der Hof ernährt die Teilnehmer*Innen, und gemeinsam teilen sich alle die damit verbundene Verantwortung, das Risiko, die Kosten und die Ernte.
Darüber hinaus haben wir als von NaturlandFair zertifizierter Betrieb ein Augenmerk darauf, wie wir unsere Produkte anbauen: Nach ökologischen Kriterien und unter fairen Arbeitsbedingungen.
Wir arbeiten im Freilandanbau. Unsere Ernteanteile enthalten ausschließlich saisonales Obst und Gemüse, im Winter eingelagertes Gemüse und selbst eingekochte Produkte. Seit 2016 haben wir zusätzlich zwei Folientunnel (unbeheizt) im Gebrauch, die es uns ermöglichen die Pflanz – und Erntesaison auch auf die Herbst- und Winter-monate auszuweiten. Dadurch können wir auch in den kühleren Monaten unsere SoLaWi-Teilnehmer mit frischem Feldsalat, Posteleien und Spinat versorgen. Weil unsere Ackerflächen auf Berliner Stadtgebiet liegen, können unsere Lieferungen nach Berlin und Potsdam kaum regionaler sein. Energieaufwändige Kühlanlagen, Verpackung und Transportemissionen sind auf ein Minimum beschränkt. Bei der Ernte wird darauf geachtet, dass alle Produkte unabhängig von Größe, Form und Farbe die Verbraucherinnen und Verbraucher erreichen.
Inwieweit und wodurch konnten gesellschaftliche Gruppen oder Akteure neu für dieses Thema gewonnen oder einbezogen werden?
SpeiseGut ist ein Beispiel dafür, dass auch kleine landwirtschaftliche Betriebe existieren können. Gerade jungen Landwirtinnen und Landwirten kann mit diesem Konzept der Einstieg in die Landwirtschaft gelingen. Weder große monetäre Summen noch große Flächen werden benötigt. Wichtig ist dagegen, das Vertrauen einer Mindestzahl von Ernteilhabenden zu gewinnen. Da der Trend zu regionalen Produkten geht, eine wachsende Zahl von Verbraucherinnen und Verbrauchern Transparenz und direkten Kontakt zu den Erzeugern wünscht, haben solidarische Konzepte wie das von SpeiseGut gute Zukunftschancen. Ein gutes Netzwerk und persönliche Kommunikationsstärke sind weitere Voraussetzungen, um eine Gemeinschaft von Ernteteilhabenden zu bilden. SpeiseGut kooperiert z.B. mit dem WWF, SlowFood und einigen kleinen regionalen Manufakturen sowie ausgesuchten Restaurants in Berlin und ist ein Demonstrationsbetrieb für ökologischen Landbau.
Inwieweit und wodurch ist es gelungen eine öffentliche Wahrnehmung für das Thema zu erreichen?
SpeiseGut ist die erste solidarische Landwirtschaft mit Ackerland in Berlin. Der Betrieb befindet sich nun im fünften Jahr, nach wie vor ohne staatliche Subventionen, und zeigt, dass eine kleine stadtnahe Landwirtschaft aus eigener Kraft existieren kann. SpeiseGut hat sich zu einer starken Gemeinschaft von Anhängern einer alternativen Landwirtschaft entwickelt. Man trifft sich nicht nur zur Jahresversammlung, sondern immer wieder zu Helfereinsätzen auf dem Acker. Am Helfersamstag im Juni 2017waren 30 Erwachsene und 10 Kinder im Einsatz, man trifft sich zum Einkochen, zur “Schnippeldisko” oder zur ‚Wir haben es satt Demo‘ am Brandenburger Tor. Außergewöhnlich ist die Präsenz von SpeiseGut in den sozialen Medien. Welcher Landwirt hat schon 3.856 FacebookFollower, die sich hier tagtäglich über das Geschehen auf dem Acker, aktuelle Aktionen und Agrarpolitik informieren können? Außerdem ist SpeiseGut sehr aktiv unterwegs auf Instragram und Twitter.
Wie sollen die Aktivitäten in Zukunft weitergeführt werden?
Natürlich hat SpeiseGut auch Träume für die Zukunft. SpeiseGut möchte langsam und gesund wachsen und sich weiterhin nachhaltig entwickeln. Wir arbeiten an einer nachhaltigen Auslieferung unseres Gemüses ins Stadtgebiet. Uns schwebt ein Lieferwagen mit regenerativem Antrieb vor, bzw. ein Lastenfahrrad für die nähere Umgebung. Darüber hinaus entwirft die HTW zur Zeit für uns eine mobile Trocknungsanlage auf Grundlage von Sonnenenergie, um Kräuter, Obst und Gemüse länger haltbar zu machen. Um die Lagerung unseres Gemüses zu verbessern, möchten wir einen Erdkeller bauen.
Ergänzende Bemerkungen
Christian Heymann ist auch zivilgesellschaftlich und politisch sehr aktiv. Z.B. als Sprecher im Ernährungsrat Berlin und beim Praktikernetzwerk des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.