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Zusammenfassung

Mit dem Pilotprojekt ScOLARGeno (Schüler-SOLAR-Genossenschaft) werden Schulen und ihre Schüler*innen dafür gewonnen, in Form einer Schülerfirma eine oder mehrere Solaranlagen zu projektieren und genossenschaftlich zu betreiben. Über ein volles Schuljahr stehen gemeinschaftliches Wirtschaften sowie die Auseinandersetzung mit der Solarenergie und ihrer Rolle für die Energiewende auf der Agenda der Jugendlichen. Die erfolgreich projektierte Solaranlage bildet in Kombination mit der gegründeten Schüler-Solar-Genossenschaft eine dauerhafte Struktur, um die Themen PV, Klimawandel, Energiewende, Wirtschaft und Genossenschaften nachhaltig im Lehrangebot der Schule zu verankern. Mögliche Renditen aus der Solaranlage können reinvestiert werden.

Beschreibung der Aktivitäten

Experten des fesa e.V. und der Solar-Bürger-Genossenschaft eG (Solargeno) geben den Jugendlichen in Seminaren zunächst ein theoretisches Grundgerüst an die Hand. Hierzu zählen zum Einen Grundlagen des Klimawandels, Klimaschutz, Regenerative Energien allgemein und Photovoltaik im Speziellen, Vorgehensweise in der Projektierung sowie Berechnung der Wirtschaftlichkeit einer Solaranlage. Zum Anderen lernen sie das Genossenschaftsprinzip kennen und wie sie eine Satzung und einen Wirtschaftsplan verfassen. Die Seminare sind als Input durch Experten in Kombination mit praktischen Übungen angelegt und finden wöchentlich im Rahmen eines Seminarkurses statt.

Dieses theoretische Grundwissen findet anschließend seine direkte Anwendung: In Gruppen und unterstützt durch die Experten konzipieren die Jugendlichen ihre eigene Genossenschaft, schreiben eine Satzung und einen Wirtschaftsplan, gehen auf Dachsuche für die Photovoltaikanlage und berechnen die Wirtschaftlichkeit der verschiedenen Varianten. Der erste große Meilenstein ist erreicht, wenn die Schüler*innen zum Schulhalbjahr die Gründungsversammlung ihrer Schüler-Solar-Genossenschaft abhalten. Ab diesem Zeitraum arbeiten sie genossenschaftlich an der Umsetzung der Solaranlage. Sprich, es wird ein Aufsichtsrat und ein Vorstand gewählt (bestehend aus Schüler*innen, Eltern, Lehrer*innen, Schulleitung) und es finden regelmäßige Aufsichtsratssitzungen statt. Sie legen eine Dachfläche und die Dimension der PV-Anlage fest, suchen geeignete Handwerksunternehmen, die die PV-Anlage installieren, reden mit Energieversorgern über die Abnahme des PV-Stroms, kümmern sich um die genossenschaftliche Finanzierung der Anlage und schreiben Projektberichte.

Die Experten des fesa und der Solargeno geben dabei Hilfestellung in kontinuierlichen Abstimmungsterminen, begleiten die Schüler*innen bei Terminen, übernehmen juristische Verantwortung bei Verträgen und stehen bei Fragen und Problemen zur Seite. Das Projekt endet mit der Abnahme und festlichen Einweihungsfeier der PV-Anlage. Die Experten des fesa und der Solargeno besprechen mit den Lehrer*innen und der Schulleitung die Verankerung der Schüler-Genossenschaft im Schulalltag und mögliche Anschlussprojekte in den Folgejahren. So soll eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Themen Klimawandel, Genossenschaften, Nachhaltigkeit gewährleistet werden. Zeitgleich wird das Projekt evaluiert, gegebenenfalls angepasst und für weitere Schulen im Raum Freiburg angeboten.

Durch das Scolargeno-Projekt ermöglichen wir Schulen, die oben genannten Themen dauerhaft in ihrem Lehrangebot zu verankern. Die Mitglieder der Schüler-Solar-Genossenschaft werden durch den praktischen Prozess und die selbstständige Arbeit zu Expert*innen für PV und Genossenschaften. Sie erarbeiten etwas Konkretes und Dauerhaftes für ihre Schule und erleben dadurch Verantwortung, Gemeinschaft und Selbstwirksamkeit. Sie lernen, dass sie etwas tun können um der allgegenwärtigen und oft abstrakten Bedrohung des Klimawandels auf lokaler Ebene zu begegnen. Der Umgang mit Komplexität wird so durch Handeln vor Ort geschult. In Absprache und Abstimmung untereinander und mit Experten, Handwerkern, Energieunternehmen erwerben sie essentielle Fähigkeiten der Kommunikation und Arbeitsteilung.
Nachfolgende Schülergenerationen können sich in der Schüler-Solar-Genossenschaft engagieren und genossenschaftliche Wirtschaftsmodelle kennenlernen. Die Scolargeno bildet zusammen mit der PV-Anlage ein Gerüst, um die Themen Klimawandel, Klimaschutz, Erneuerbare Energien dauerhaft an der Schule zu verankern.

Das Einzigartige an dem Projekt ist, dass bereits junge Menschen in einer Mischung von Theorie und praktischen Handeln an die drei Zentralen Aspekte der Nachhaltigkeit Soziales, Ökologie und Ökonomie herangeführt werden, und diese in Strukturen erleben und gestalten, die auf Nachhaltigkeit im Sinne von Langfristigkeit ausgerichet sind.

Inwieweit und wodurch konnten gesellschaftliche Gruppen oder Akteure neu für dieses Thema gewonnen oder einbezogen werden?

Schülerfirmen gibt es in zahlreichen Ausprägungen schon lange. Eine Schülerfirma als Solar-Genossenschaft ist hingegen ein Novum. Die Struktur der Genossenschaft ermöglicht es nicht nur Schüler*innen, sondern auch das breite Schulumfeld in das Projekt zu integrieren. So sind im Vorstand und Aufsichtsrat der Scolargeno auch Eltern, Freundeskreis, Förderverein, Lehrer*innen und die Schulleitung vertreten.
Eine enge Vernetzung besteht zwischen fesa, Solar-Bürger-Genossenschaft und der Schule. Extern kommt noch die EWS als Hauptsponsor und kooperierendes Energieunternehmen hinzu. Über die Freiburger Bürgerstiftung und den SC-Freiburg erhalten wir Zugang zu exemplarischen Anlagen, die die Schüler*innen besichtigen können. Durch das Projekt werden Schüler und Eltern aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Milieus mit der Energie-, Nachhaltigkeits- und Genossenschaftsszene vernetzt, was Chancen auf neue Formen des Engagements und der Verantwortungskooperation für die Umwelt eröffnet.

Inwieweit und wodurch ist es gelungen eine öffentliche Wahrnehmung für das Thema zu erreichen?

Das Scolargeno-Projekt hat bereits den Fairways-Förderpreis des SC-Freiburg sowie den Climate first-Klimaschutzpreis der Stadt Freiburg gewonnen und wurde hier öffentlich ausgezeichnet. Über die Kanäle des fesa und der Solargeno (Webseite, Facebook, Newsletter) wurden diese erfreulichen Nachrichten gestreut. Da das Pilot-Projekt noch vor seiner konkreten Umsetzung im Schuljahr 2017/18 steht, folgen weitere Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit mit Beginn im September 2017. Geplant sind hier, neben oben genannten Maßnahmen, regelmäßige Pressemitteilungen, die Veröffentlichung über das Solar-Region-Magazin des fesa (Auflage ca. 25.000 Stück, drei Ausgaben im Projektzeitraum), sowie über die Kanäle der fünf Sponsoren des Projektes (EWS Schönau, Stadt Freiburg, SC Freiburg, Bürgerstiftung Freiburg und das Agenda 21 Büro). Außerdem werden zentrale Schultermine zur Präsentation des Projekts genutzt und Eltern und Freunde der Schule über Elternbriefe, Schulzeitungen und Newsletter informiert

Wie sollen die Aktivitäten in Zukunft weitergeführt werden?

Zunächst steht die Pilotphase im Schuljahr 2017/18 an, die wir gemeinsam mit dem Gymnasium der Angell-Akademie Freiburg durchlaufen. Das Konzept wird während und nach der Pilotphase einer gründlichen Evaluation unterzogen, um es für weitere Schulen bereitzustellen. Zum Schulhalbjahr hin werden wir eine weitere Schule für das Schuljahr 2018/19 akquirieren. Ziel ist es, in den nächsten Jahren an möglichst vielen Freiburger Schulen eine Schüler-Solar-Genossenschaft zu gründen bzw. das Konzept auf den Raum Südbaden auszudehnen. Hierzu zählt auch die kontinuierliche Akquise von Sponsoren für das Projekt, sofern die Vorhandenen nicht gehalten werden können. Angelegt als genossenschaftliche Schülerfirma, eröffnen sich große Chancen in teilnehmenden Schulen Strukturen von länderer Dauer anzulegen, zumal die Solaranlagen organisiert und verwaltet und die Erträge im Idealfall Überschüsse für Schulprojeke zur Verfügung stellen können, wodurch sich ein hoher Anreiz zur Weiterführung ergibt.

Ergänzende Bemerkungen

Das ZeitzeicheN Preisgeld wird zu 100% in die Realisierung im Schuljahr 2018/19 investiert.