Netzwerk21Camp

 

Preisträger: AfB gemeinnützige GmbH

Projekt: gemeinnütziger Refurbisher, für gebrauchte Business-IT

Angaben zum Projekt
AfB ist ein gemeinnütziger Refurbisher, der gebrauchte Business-IT übernimmt und nach Datenlöschung und Aufbereitung wieder vermarktet bzw. zerlegt und recycelt, wodurch in Europa neue Rohstoffe hergestellt werden. Die IT-Aufarbeitung und -Weiterverwendung spart Strom und CO2 ein und reduziert Ressourcenabbau und Elektroschrott. Das Besondere bei AfB: Alle Prozessschritte sind barrierefrei gestaltet, denn 42 der 107 AfB-Mitarbeiter in Ettlingen sind Menschen mit Behinderung.

Beschreibung der Aktivitäten: Warum setzt das Projekt ein ZeitzeicheN für nachhaltige Entwicklung?
Angesichts immer knapper werdender Ressourcen und des wachsenden Bewusstseins für Umweltprobleme und des mit der Güterproduktion verbundenen Klimawandels setzt auch im IT-Bereich ein Umdenken ein. Studien bestätigen, dass der anteilige CO2-Ausstoß für die Produktion von IT- und Mobilgeräten höher ist, als die Umweltbelastung, die durch den Energieverbrauch über die gesamte Nutzungsphase hinweg entsteht (z.B. Umweltbundesamt 2012, Fraunhofer UMSICHT 2018).

Viele Unternehmen, Banken, Versicherungen und öffentliche Einrichtungen müssen wegen System- oder Software-Updates im Turnus von 3-5 Jahren die Hardware in Unternehmen austauschen. Die robusten Business-Geräte sind zumeist noch vollständig funktionsfähig und mit einem kleinen Update noch etliche Jahre nutzbar, doch sie enthalten sensible Daten und die enthaltenen Akkus sind Gefahrgut. Daher ist ein Prozess, der unter Berücksichtigung aller relevanten Gesetze und Sicherheitsanforderungen die Weiterverwendung von PCs, Notebooks, Smartphones & Co. ermöglicht, aus umwelttechnischer und klimarelevanter Sicht von höchster Bedeutung.

Hier bietet AfB die optimale Lösung: Wir übernehmen die ausgemusterte Hardware mit Sicherheitstransport und eigens entwickelten Notebook-Boxen, erfassen und anonymisieren die Geräte, löschen die darauf befindlichen Daten, testen, reinigen und refurbishen sie und verkaufen sie in AfB-Shops oder im AfB-Onlineshop mit mindestens 12 Monaten Garantie. Garantie, Kundenservice und günstiger Preis – damit ermöglicht AfB auch Menschen aus sozial schwachen Verhältnissen den Kauf hochwertiger IT und damit die Teilhabe an einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft.

Durch Datenlöschung und Aufarbeitung gebrauchter Hardware vermeiden wir Elektroschrott und sparen durch Weiternutzung im Vergleich zur Neuproduktion CO2, Energie und Rohstoffe ein. Nicht mehr vermarktbare Hardware wird in Europa recycelt, die enthaltenen Rohstoffe werden dem Wirtschaftskreislauf erneut zugeführt und substituieren den ausbeuterischen Abbau in anderen Kontinenten.

Alleine im vergangenen Jahr haben wir 360.000 IT- und Mobilgeräte mit einem Gesamtgewicht von mehr als 2.500 Tonnen bearbeitet und konnten 66% wieder vermarkten. Durch Remarketing und Recycling der Geräte konnten wir im Vergleich zur Neuproduktion 16.440 Tonnen Rohstoffe (Eisenäquivalente), 11.600 Tonnen CO2 und 36.560 Megawattstunden Energie einsparen. Damit konnten wir den durchschnittlichen Jahresausstoß von 4.640 PKW in Deutschland kompensieren und den Stromverbrauch von 15.233 Zwei-Personen-Haushalten.

Einzigartig an AfB ist, dass dieser Einsatz für mehr Klimaschutz und Umweltgerechtigkeit im IT-Bereich von Menschen mit Behinderung erzielt wird. Wir sind Deutschlands erstes und mittlerweile Europas größtes gemeinnütziges IT-Unternehmen, wo sich 380 Mitarbeiter an 20 Standorten täglich für Aufarbeitung und Re-Use von IKT-Geräten einsetzen, 47% davon mit Behinderung.

Dafür steht unser Claim: „social & green IT“.

Wie konnten gesellschaftliche Gruppen oder Akteure neu für das Projekt gewonnen oder darin einbezogen werden?
AfB-Gründer Paul Cvilak hatte die Vision, wirtschaftliche Professionalität, soziale Gerechtigkeit und Umwelt- und Klimaschutz zu integrieren. Nach erfolgreicher Testphase gründete er 2004 die AfB gGmbH. Das stimmige Konzept und die professionelle, zertifizierte Dienstleistung überzeugten bislang 1.000 Unternehmen. AfB-Kunden profitieren von Business-Qualität zum günstigen Preis mit Garantie und Beratung. Menschen mit Behinderung finden bei AfB sozialversicherungspflichtige Arbeit.

Wie ist es gelungen eine öffentliche Wahrnehmung für das Projekt zu erreichen?
Gesellschaftliches Engagement wird für Unternehmen jeder Branche immer wichtiger. Mitarbeiter und Verbraucher erwarten von Unternehmen, gleiches Gewicht auf soziale und geschäftliche Interessen zu legen. AfB bietet Unternehmen professionelle und nachhaltige Lösungen für gebrauchte Hardware. Gleichzeitig tun sie mit ihrer Gebraucht-IT etwas Gutes: Sie vermeiden nachweislich Elektroschrott, fördern ReUse und tragen dazu bei, Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung zu schaffen. Das überzeugt.

Wie sollen die Aktivitäten in Zukunft weitergeführt werden?
Um das selbstgestellte Ziel von 500 Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung zu erreichen, muss AfB wachsen und wirtschaftlich erfolgreich sein.
Nächste Meilensteine:
1. 2019 Zertifizierungsprozess ISO 14001: optimierter Umgang mit Gefahrstoffen und verbesserte Remarketingquote durch optimierte Testprozesse
2. 2019 Bezug des neu gebauten Niedrigenergie-Logistikzentrums in Ettlingen
3. 2020 Zertifizierung als Entsorgungsfachbetrieb um den kompletten IT-Kreislauf abzudecken („close the loop“)

Link zu weiterführenden Informationen
https://utopia.de/ratgeber/refurbished-notebooks-gebrauchte-laptops-pcs-drucker-monitore/