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mohio e.V. – Bildung für ein nachhaltiges Um-Denken

Zusammenfassung

Unsere Welt ist ein komplexes System zu der wir meist nur durch Medien Zugang finden. Um die notwendigen Veränderungen für eine nachhaltige Zukunft zu schaffen, müssen wir daher unser Denken verändern und bestehende Perspektiven hinterfragen – vor allem im Hinblick auf Wirtschaft, Entwicklung und Globalisierung. In aktiven Workshops für Schüler*innen schulen wir an realen Beispielen die notwendigen Kompetenzen des Systemdenkens und hinterfragen medial vermittelte Weltbilder. Die Teilnehmenden erfahren so unter anderem, welche Vorteile Kooperation statt Konkurrenz hat, begreifen sich als verantwortungsvoll Reisende des Raumschiffs Erde und bewerten ihr eigenes Denken neu – vor dem Hintergrund einer ökologisch & sozial fairen Zukunft.

Beschreibung der Aktivitäten

Wir konzentrieren uns auf die Bildungsarbeit mit jungen Menschen. Sie werden am meisten von den globalen Folgen unseres derzeitigen Systems betroffen sein. Gleichzeitig besitzen sie die Fähigkeit bestehende Dogmen zu hinterfragen. In unseren Workshops an Schulen setzen wir dafür innovative pädagogische Methoden ein, um den Teilnehmenden neue Perspektiven und Möglichkeiten der Veränderung tatsächlich erlebbar zu machen. Darunter sind u.a. Plan- und Rollenspiele, Theaterszenen, Kooperationsaufgaben, Welthandelssimulationen, Ressourcenverteilungsspiele, Live-Psychologie-Experimente, Online-Spiele, Systemsimulationen uvm. Auch arbeiten wir derzeit an einer interaktiven Ausstellung zu unseren Themen.

Unsere Workshops mi Bereich ›Systemdenken‹ behandeln konkrete Herausforderungen im Zuge von Klimawandel, Globalisierung und nachhaltiger Entwicklung – u.a. Überfischung der Weltmeere, Ökologischer Fußabdruck, Gentechnik, Welthandel, Geldsystem, Fairer Handel (und Kritik daran). Das Besondere hieran ist unser systemischer Ansatz. Wir heben uns von anderen Akteuren ab, weil wir zum einen Systemdenken als Meta-Kompetenz in den Fokus rücken und zum anderen über bestehende Kategorien hinaus Themenbereiche miteinander vernetzen.
Systemdenken ist eine Schlüsselkompetenz für die Herausforderungen der immer stärker vernetzten Welt.
Leider werden aber im Klassenzimmer genauso wie in der ›klassischen‹ BNE oft eher vorgefertigte Lösungen weitergegeben. Wir wollen aber zeigen, dass die Lösungen von heute auch die Probleme von morgen sein können. Dass öko-soziale Systeme nur selten mit linearen Kausalketten beschreibbar sind, sondern Rebound- und Exponentialeffekte wirken. Dass technische Lösungen oft Teil des Wachstumsdogmas sind. Dass jede*r Einzelne von uns Teil des globalen Systems darstellt und verschiedene Hebel zur Verfügung hat dieses zu beeinflussen. Und um dieses systemische Denken und Handeln wirklich zu verstehen – nicht nur abstrakt – machen wir es in positiven Erlebnissen erfahrbar.

Ein zweiter Schwerpunk ist unser Medien-Projekt ›Weltsichten‹ zur Förderung ›entwicklungspolitischer Medienkompetenz‹. Wir alle beziehen einen Großteil unseres Weltwissen über Medien. So bestimmen die täglichen (No-)News in Internet, Zeitung, Fernsehen oder Radio unser Bild von Entwicklung, Globalisierung, und vom Globalen Süden fast vollständig. Leider aber bieten Medien dabei keineswegs globale Perspektiven – weder die klassischen, noch die digitalen. Vielmehr dominieren fragmentierte Auslandsberichterstattung, vorurteilsbasierte Narrative und polarisierende Filterblasen. Eine friedliche und nachhaltige globale Entwicklung jedoch erfordert genau das Gegenteil: Systemisches Verständnis von kulturellen Kontexten und öko-sozialen Zusammenhängen, eine zugewandte kosmopolitische Haltung und letztlich eine gemeinsame globale Öffentlichkeit. Hierzu wollen wir durch die Förderung von ›entwicklungspolitischer Medienkompetenz‹ beitragen.

In unseren Workshops lernen die TN das Erkennen – Bewerten – Handeln im globalen Medienkontext. Sie verstehen, wie verschiedene Medien funktionieren und welchen (psychologischen) Einfluss sie auf unsere Weltsichten haben (Erkennen). Gleichzeitig soll die eigene Rolle als Rezipient*in verstanden und dabei anhand von Medienkritik auch ein gezieltes Hinterfragen der eigenen Einstellungen un ›Wahrheiten‹ geschehen (Bewerten). Hier befassen wir uns mit aktuellen Themen der Berichterstattung bspw. ›Islam & Geflüchtete‹ (= Terrorismus?) aber auch entwicklungspolitische Dogmen (Wachstum = Wohlstand?). Die momentan populären Begriffe ›Fake News‹, ›Hate Speech‹ und Propaganda behandeln wir dabei bereits seit mehreren Jahren! Schlussendlich erarbeiten wir uns mit den Teilnehmenden gemeinsam Handlungsmöglichkeiten für kritische, emanzipierte und pluralistische Mediennutzung vor dem Hintergrund einer fairen Globalisierung und nachhaltigen Entwicklung.

Inwieweit und wodurch konnten gesellschaftliche Gruppen oder Akteure neu für dieses Thema gewonnen oder einbezogen werden?

Zwar wird Systemdenken und kritische Medienbildung vielfach gefordert (siehe u.a. Rahmenlehrpläne & Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung). Leider sind wir in der Praxis dennoch relativ allein. Dies liegt u.a. am Blinden Fleck in der Bildungs- und Förderlandschaft. Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist daher Vernetzung und ›Lobbyarbeit‹. So haben wir gemeinsam mit anderen u.a. die ›Initiative Globales Medienbewusstsein‹ gegründet und wollen diese wachsen lassen. Dabei sind bisher Akteure aus ganz Deutschland (u.a. das Institut für Medienverantwortung, Solidaritätsdienst International, Zentrum für soziale Inklusion, Migration & Teilhabe, Globales-Lernen-Digital, VENRO, Micha Deutschland, Weltladen Magdeburg, Landesjugendpresse Sachsen).
Zusätzlich führen wir regelmäßig Multiplikator*innenschulungen durch.

Inwieweit und wodurch ist es gelungen eine öffentliche Wahrnehmung für das Thema zu erreichen?

Wir haben in den letzten 4 Jahren über 5000 Schüler*innen in Sachsen Anhalt erreicht. Dazu kommen die beteiligten Referent*innen und Bildungseinrichtungen. Zudem veröffentlichen mehrfach im Jahr Bildungs- und Informationsmaterial und tragen auf Fachkonferenzen vor. Wir sehen: Das Interesse wächst und das Bewusstsein für die Relevanz unserer Themen steigt im Zuge der politischen und ökologischen Lage. Dennoch reicht dies lange nicht, wollen wir die große Transformation schaffen. Leider sind wir nur ein kleiner Akteur und wie so viele unzureichend finanziert. Viel entsteht aus ehrenamtlichem Engagement heraus und wäre ohne nicht denkbar. Dennoch möchten wir diese wichtigen Themen noch stärker in die Breite tragen, Menschen für die ›große Transformation‹ begeistern sowie Multiplikator*innen gewinnen. Wir hoffen daher auch durch Zeitzeichen auf mehr Aufmerksamkeit und vielleicht sogar finanzielle Unterstützung.

Wie sollen die Aktivitäten in Zukunft weitergeführt werden?

Wir möchten stärker versuchen, unsere Themen systematisch in die Bildung zu implementieren und nicht nur punktuelle Workshops durchzuführen. So wollen wir die entsprechenden Lücken in der Lehrer*innenausbildung nicht nur benennen, sondern zu füllen. Dies ist ein zugegeben ambitioniertes Ziel für 2 halbe Stellen Aber wir haben erst kürzlich einen ersten großen Erfolg gefeiert: Ab Oktober setzen wir voraussichtlich 4 Semester lang Seminare zur ›Bildung für nachhaltige Entwicklung Klassenzimmer‹ für die Lehrämtler*innen der Uni-Leipzig um!

Ergänzende Bemerkungen

Leider sind wir nur ein kleiner Akteur und wie so viele unzureichend finanziert. Viel entsteht aus ehrenamtlichem Engagement heraus und wäre ohne viele freiwillige Arbeitsstunden nicht denkbar. Dennoch möchten wir diese wichtigen Themen noch stärker in die Breite tragen, Menschen für die ›große Transformation‹ begeistern sowie Multiplikator*innen gewinnen. Wir hoffen daher durch Zeitzeichen nicht nur auf finanzielle Unterstützung, sondern auch auf eine symbolische Wirkung und Aufmerksamkeit.

weiterführende Informationen