Netzwerk21Camp

 

Nominiert: Büro für Kultur- und Medienprojekte gGmbH

Was hat der Klimawandel mit globaler Gerechtigkeit zu tun? Wie können wir uns gemeinsam für mehr Klimagerechtigkeit einsetzen? Mit diesen Fragen befassen sich Schüler*innen aus der Metropolregion Hamburg im Dialog mit jugendlichen Künstler*innen aus Ländern, die besonders von den Folgen klimatischer Veränderungen betroffen sind. In weitgehend selbst gestalteten Freiräumen arbeiten die Jugendlichen peer-to-peer inhaltlich und kreativ am Thema, erkennen ihre eigene Verantwortung und entwickeln Handlungsoptionen. Ihre Ideen und Sichtweisen bringen sie mit künstlerisch-kreativen Mitteln in die Öffentlichkeit. So stärken sie ihre Handlungskompetenzen für eine nachhaltige Entwicklung und formieren ein globales Netzwerk für mehr Klimagerechtigkeit.

Beschreibung der Aktivitäten

Das Projekt arbeitet auf Grundlage der Agenda 2030 (speziell SDG 13 & 4.7) und versteht sich als Pilotprojekt zur Umsetzung des Orientierungsrahmens für den Lernbereich Globale Entwicklung (ORGE). Bundesweit einmalig ist unseres Wissens der peer-to-peer-Ansatz mit jungen Künstler*innen aus dem Globalen Süden.

  • Die Teilnahme der Schulen umfasst
  • fachübergreifende Beschäftigung mit Klimawandel/-gerechtigkeit
  • Besuch außerschul. Lernorte, Workshops mit Referent*innen
  • Besuch eines Vertreters d. Partnergruppe
  • Beiträge für Projektblog und Schulwebsite
  • Erstellung kreativer Produkte
  • Besuch einer Künstlerjugendgruppe
  • Erarbeitung & Präsentation einer kreativen Performance über Klimagerechtigkeit

Das creACTiv-Projekt bietet Unterstützung durch

  • Lehrerfortbildungen über „Klimagerechtigkeit“ und „Kreative Methoden“ in Koop. mit dem Landesinstitut für Lehrerbildung u. Schulentwicklung
  • Beratung, Bildungsmaterialien, Vermittlung von Referent*innen
  • Unterstützung bei Finanzakquise und Integration des Projektes in den Unterricht
  • Unterstützung bei Aktionen und Erstellung von Medien
  • Öffentlichkeitsarbeit (Blog, Presse, Präsentationen)

Phase I: Im Dezember 2015 begann das Projekt mit einem halbtägigen Seminar, bei dem der peer-to-peer-Ansatz der KinderKulturKarawane vorgestellt sowie Konzept, Organisation und Abläufe des Projektes erläutert wurden. Bildungsexperten stellten es in den Kontext des ORGE und des UNESCO-Weltaktionsprogramms BNE. Bis Mitte Februar entschieden die Schulen über ihre Teilnahme und unterschrieben dazu eine schriftliche Vereinbarung. Im Anschluss erhielten die Lehrkräfte – in Kooperation mit der Infostelle Klimagerechtigkeit/Nordkirche – eine Fortbildung über Konzepte, Materialien und kreative Methoden zur Befassung mit Klimawandel/-gerechtigkeit im Unterricht.

Phase II: Von April-Juli behandelten die teilnehmenden Klassen das Thema fachübergreifend im Unterricht, unterstützt durch Materialien & Beratung durch die Projektkoordination. Im Mai/Juni kamen Vertreter der Partnerprojekte zu einem Vorbereitungsbesuch an die Schulen, stellten ihr Land (im Klimawandel), d. Projekt und ihre Arbeit vor, diskutierten mit den Schüler*innen über Klimagerechtigkeit, entwickelten Ideen für die gemeinsame Arbeit und führten praktische Trainings (Theater, Akrobatik, Rhythmus etc.) durch. Dabei ging es um das Einüben von Perspektivwechsel, Empathie, kritischer Reflexion und Stellungnahme. Anschließend stellten die Schüler*innen mediale und kreative Produkte über ihre neu gewonnenen Einsichten her.

Phase III: Von Sept.-November besuchten die Künstler*innengruppen für eine Woche die Schulen. Ihre Unterbringung in Gastfamilien förderte den sozialen Austausch und das gemeinsame Lernen. Empathie und Blickwechsel wurden geschult, Freundschaften geschlossen und die Motivation zur Teilhabe und Engagement gestärkt. Zu Beginn stand jeweils die Aufführung der Bühnenproduktion d. Partnergruppe zum Thema Klimawandel. Anschließend besprachen die Jugendlichen das Stück und tauschten erste Ideen für die gemeinsame Arbeit aus. Dann begann die Workshop-Arbeit. Meist wurden dazu die Klassen in kleinere Gruppen mit unterschiedlichen Themen und Arbeitsformen (Tanz, Theater, Musik, Akrobatik, Texte etc.) aufgeteilt. In der Klasse wurde über die Gesamtproduktion und die damit verbundenen Inhalte gesprochen. Dabei ging es auch um das Handeln jedes/r Einzelnen und ihre gemeinsame Verantwortung. So entwickelten die Jugendlichen eigene kreativ-künstlerische Umsetzungsideen zum Thema, (er-)lebten Solidarität und spürten Stärke in ihren (neu entdeckten) Ausdrucksmöglichkeiten. Sie vertieften ihr inhaltliches Wissen über Klimagerechtigkeit und erkannten die Bedeutung von gemeinsamem Handeln. Die Woche endete jeweils mit öffentlichen Präsentationen der Workshop-Ergebnisse in der Schule. Einige Wochen später versendeten wir Rückmeldebögen an die Lehrkräfte – auch für ihre Klassen – und führten Auswertungsgespräche durch, u.a. mit den Schulleitungen.

Inwieweit und wodurch konnten gesellschaftliche Gruppen oder Akteure neu für dieses Thema gewonnen oder einbezogen werden?

Das Thema Klimagerechtigkeit ist für Schulen u.a. Akteure insgesamt noch recht neu. Durch Kooperation mit d. Landesinstitut für Lehrerbildung u. Schulentwicklung, Häusern der Jugend, Stadtteilzentren u. dem Kulturagentenprogramm fließen Inhalte in Fortbildungen, andere Projekte und Schulen ein. In zwei Projektseminaren (WS 2016/2017 & 2017/18: in Planung) wurde/wird das Projekt intensiv mit Studierenden der Leuphana Uni. Lüneburg diskutiert. In Kooperation mit d. Medienzentrum der Leuphana-Uni und der Filmproduktionsfirma 2Spot entstand eine Videodokumentation. Zudem wurden Kreative und Kulturschaffende aus Hamburg in die Arbeit mit den Jugendlichen eingebunden (Tänzerin, Textilgestalterin, Zirkus- und Upcycling-Künstlerin). Ein Unternehmen stiftete Rucksäcke aus Bio-Baumwolle, die Schüler*innen einer 8. Klasse mit eigenen „Klima-Designs“ gestalteten. Die Mitglieder der HHer Bildungsagenda, die Infostelle Klimagerechtigkeit u.a. Partner vernetzen das Projekt u. begleiten es inhaltlich.

Inwieweit und wodurch ist es gelungen eine öffentliche Wahrnehmung für das Thema zu erreichen?

Ein gut besuchter, mit den Social Media Accounts der KinderKulturKarawane verknüpfter Projektblog dokumentiert d. Aktivitäten der Schulen und Partnergruppen und liefert inhaltliche Beiträge. Die Schulen berichten auf ihren Websites. Die Besuche der Projektleiter und jugendlichen Künstler*innen werden mit Pressearbeit begleitet. Die Präsentationen der gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse sind i. d. R. öffentlich. Die Integration einiger Präsentationen in das Programm der Klimawoche Hamburg erhöht die öffentliche Wahrnehmung für die Arbeit der Jugendlichen und das Thema. Ein öffentliches, gut besuchtes Abschlussfest in der Kulturkirche Altona, bei dem die Gruppen/Schulen einige ihrer Ergebnisse präsentierten, zog viele zusätzliche Besucher*innen aus ganz Deutschland an. Durch Teilnahme an Wettbewerben und Auszeichnungen wird das Projekt in Fachkreisen (Weltaktionsprogramm BNE, Eine Welt, Globales Lernen) wahrgenommen. Durch all dieses wird das Thema verstärkt i.d. Öffentlichkeit gebracht.

Wie sollen die Aktivitäten in Zukunft weitergeführt werden?

Für unser Netzwerk u. das Thema Klimagerechtigkeit sehen wir besondere Chancen, durch langfristiges institutionen-, schuljahres- und fachübergreifendes Arbeiten das Projekt in Schulleben & Unterricht verschiedener Schulen einzubinden, globale Partnerschaften mit jungen Künstler*innengruppen aufzubauen u. stadtteilbezogene Bildungslandschaften mit vielen Akteuren zu schaffen. Damit können wir die ganzheitliche (Weiter-)Entwicklung von Schulprofilen, z.B. als Kultur- oder Klimaschule, im Sinne des Whole-Institution-Approach des WAP voranbringen. Um das Projekt an Schulen curricular zu verankern, werden zur Zeit Kooperationsgespräche mit dem BNE-Referat der HHer Schulbehörde geführt mit dem Ziel, creACTiv als mehrjähriges Umsetzungsprojekt d. Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung zu etablieren. Zur kurzfristigen Projektfortführung werden Anträge gestellt, u.a. an die Stadt Hamburg, um den Stellenausbau und die Finanzierung des Projektes über 2017 hinaus zu sichern.

Ergänzende Bemerkungen

2016 nahmen 6 Schulen mit 9 Klassen (220 SuS) teil, 2017 sind 5 Schulen mit 6 Kl. (150 SuS) beteiligt: jew. 1 Gymnasium und sonst Stadtteilschulen. Hunderte SuS partizipierten an Aufführungen & offenen Workshops.
creACTiv wurde 2016 als vorbildliches Netzwerk im Rahmen des WAP/BNE und als herausragendes Beispiel für Globales Lernen & BNE auf dem Kongress WeltWeitWissen ausgezeichnet. 2017 gewann es den 1. Preis in der Kategorie Klimagerecht-Menschenrecht beim Ökumenischen Förderpreis Eine Welt.

weiterführende Informationen