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World University Service (WUS) e.V. – Grenzenlos – Globales Lernen in der beruflichen Bildung

Sieger: Der World University Service wird in der Kategorie Bildung und Kommunikation für eine nachhaltige Entwicklung mit dem Deutschen lokalen Nachhaltigkeitspreis ZeitzeicheN ausgezeichnet für das Bildungsangebot »Grenzenlos – Globales Lernen in der beruflichen Bildung«.

„Grenzenlos – Globales Lernen in der beruflichen Bildung“, bietet berufsbildenden Schulen in Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland kostenlose, fachübergreifende Lehrkooperationen zu Themen des Globalen Lernens an. Zuvor qualifizierte Studierende aus Afrika, Asien und Lateinamerika vermitteln die Themen mit interaktiven Methoden wie Planspiel und visuellen Medien, um den Berufsschüler/-innen die weltweiten Verflechtungen beruflicher Tätigkeiten und Produkte aufzuzeigen. Berufsschüler/-innen werden motiviert, im weiteren Berufsleben verantwortungsvoll und nachhaltig im Sinne der EinenWelt zu handeln. Ein Einblick gefällig? Schauen Sie unsere Filme an: www.wusgermany.de/de/auslaenderstudium/grenzenlos.

Beschreibung der Aktivitäten

Das Projekt „Grenzenlos – Globales Lernen in der beruflichen Bildung“ bietet Aktivitäten in mehreren Modulen an. Modul I dient der Qualifikation der Studierenden aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Während eines Wochenendseminars werden ca. 20 Studierende mit den Methoden des Globalen Lernens vertraut gemacht, erhalten Anregungen für Bezugspunkte zu Ausbildungsberufen und entwickeln ihre eigenen Themen mit Bezug auf die Nachhaltigkeitsziele der UN. Während der bisher stattgefundenen 4 Qualifikationsseminare in Hessen, Rheinland-Pfalz u. Saarland, Baden-Württemberg und in Brandenburg entstanden insgesamt 20 Themen zu nachhaltiger Entwicklung, z.B. „Kaffee – Genuss oder Ausbeutung?“, „Böse Kunststoffe“ oder „Nachhaltig wirtschaften“ und viele mehr. Diese Themen werden den berufsbildenden Schulen für Lehrkooperationen angeboten.

Um interessierte Lehrkräfte von berufsbildenden Schulen für Bildung für nachhaltige Entwicklung zu sensibilisieren und für die Grenzenlos-Themen und Lehrkooperationen zu interessieren, finden die Kooperationstage im Modul II statt. Bei diesen eintägigen Veranstaltungen stellen die Studierenden sich und ihre Themen vor und entwickeln gemeinsam mit den Lehrkräften die Grundkonzepte für Lehrkooperationen. Die Lehrkräfte und Studierenden stimmen sich über bestimmte Methoden und Einsatztermine ab.

Die Lehrkooperationen, Modul III, finden dann während des laufenden Schuljahres, als Unterrichtseinheit von mindestens 90 Minuten, Projekttagen oder als Projektwoche statt. Die Studierenden schicken den Lehrkräften vorab ihr Unterrichtskonzept. Sie arbeiten während des Einsatzes mit modernen Medien wie PowerPoint, Bild, Film- und Musikeinlagen und verwenden nach Möglichkeit Anschauungsmaterialien (z.B. bei der Lehrkooperation für berufsbildende Klassen im Bereich Kosmetik/Friseurwesen „Schönheit in Marokko“ werden Originalprodukte aus pflanzlicher Herstellung in der Anwendung und im Preis verglichen). Während der Lehrkooperation werden zunächst der Wissensstand der Schüler/-innen abgefragt, die Inhalte gemeinsam erarbeitet und anschließend Lösungen versucht zu finden. Des Weiteren werden die Schüler/-innen zu aktivem mitmachen bei Aktionen und Kampagnen motiviert. Nach den Lehrkooperationen bewerten die Schüler/-innen die Lehrkooperation entweder durch einen Fragebogen oder durch mündliches Feedback und die Lehrkräfte schätzen den Einsatz der Studierenden didaktisch und inhaltlich ein. Auch die Studierenden selbst schätzen sich und ihren Einsatz kritisch per Fragebogen ein. Um zu prüfen, ob die Lehrkooperationen langfristig den gewünschten Effekt erzielen und junge Berufsschüler/-innen für BNE-Themen sensibilisieren, wird ein Evaluationstag durchgeführt. Hier kommen Lehrkräfte, Schüler/-innen und Studierende zusammen und bewerten, ob und inwiefern sich die Kompetenzen der Schüler/-innen (Information, bewerten, handeln) erweitert haben.

Bei der abschließenden Qualifikation, dem Modul IV, werden die Studierenden von einer Jury geprüft und erhalten ein Zertifikat zum Facilitator for global and intercultural education. Die Jury prüft die Inhalte ihres Unterrichtskonzepts, wie sie ihre Lehrkooperationen bisher durchgeführt haben und welche Methoden sie dafür verwendet haben. Die Zielvorgabe, um an der abschließenden Prüfung teilzunehmen ist die Teilnahme an einem Qualifikationsseminar, einem Kooperationstag sowie mindestens 2 Lehrkooperationen. Das Ziel ist es langfristig, Grenzenlos vom Projekt in die Struktur zu bringen und auch in weiteren deutschen Länder anzubieten und andere Schulformen für diese Art der authentischen Wissensvermittlung durch Repräsentanten des Globalen Südens zu interessieren.

Inwieweit und wodurch konnten gesellschaftliche Gruppen oder Akteure neu für dieses Thema gewonnen oder einbezogen werden?

Im Projekt Grenzenlos führen die ausländischen Studierenden Lehrkooperationen zu Globalem Lernen speziell an berufsbildenden Schulen durch. Berufsschüler/-innen erhalten „hautnah“ einen Einblick in globale Zusammenhänge und die Auswirkungen in ihrem persönlichen Umfeld. Der Unterricht an berufsbildenden Schulen bietet oftmals die letzte Möglichkeit, junge Menschen im Schulkontext mit entwicklungspolitischer Bildungsarbeit zu erreichen. Vor dem Hintergrund der zunehmenden internationalisierten Berufswelt ist es umso wichtiger, dass junge Menschen interkulturelle Kompetenzen erwerben, ihre Perspektive wechseln und Empathie für Menschen aus strukturell benachteiligten Regionen entwickeln. Um dies zu erreichen, arbeitet Grenzenlos mit Studierenden aus Afrika, Asien und Lateinamerika an deutschen Hochschulen zusammen, die als Multiplikator/-innen für die BNE-Themen qualifiziert werden und diese weitervermitteln.

Inwieweit und wodurch ist es gelungen eine öffentliche Wahrnehmung für das Thema zu erreichen?

Grenzenlos hat bereits an 21 berufsbildenden Schulen in Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland fast 1.000 Schüler/-innen mit Themen des Globalen Lernens erreicht. Beiträge über die Lehrkooperationen wurden in Presseartikeln der lokalen Presse und auf den Homepageseiten der Hochschulen veröffentlicht. Dabei wurden die kreativen Methoden der Wissensvermittlung (Planspiel und Gruppenarbeit) betont, die z.B. das komplexe Thema „Preispolitik“ sehr anschaulich und für die Berufsschüler/-innen unmittelbar nacherlebbar machen. Dadurch, dass die Referent/-innen aus ihren eigenen Erfahrungen schöpfen, wird der Unterricht authentisch, was es für die sonst nur recht schwer erreichbare Zielgruppe der Berufsschüler/-innen sehr fesselnd macht. Lehrkräfte berichten, dass sich die Schüler/-innen noch Monate nach der Lehrkooperation detailliert an den inhaltlichen Ablauf erinnern konnten und für die kritische Reflektion des Inhalts sogar ihre Pause opferten.

Wie sollen die Aktivitäten in Zukunft weitergeführt werden?

Die Lehrkooperationen werden ab dem nächsten Schuljahr 2017/2018 auch auf berufsbildende Schulen in Baden Württemberg und Brandenburg ausgeweitet. Um berufsbildende Schulen dazu zu motivieren, BNE dauerhaft in die Praxis des Berufsschulunterrichts zu verankern, bietet Grenzenlos darüber hinaus eine Zertifizierung zur „Grenzenlos-Schule für Globales Lernen in der beruflichen Bildung“ an (Kriterien sind langfristige Teilnahme mit mehreren Lehrkooperationen und eine Absichtserklärung, BNE u. Globales Lernen stärker im Schulalltag zu etablieren). Ziel ist es, dass bis Ende des Projekts 2019 bis zu 60 Schulen zertifiziert werden. Darüber hinaus werden die Repräsentanten, Lehrkräfte und Schüler/-innen dieser zertifizierten Schulen zu einer abschließenden Konferenz im Sommer 2019 eingeladen, wobei weitere Schritte des Projekts, mögliche offizielle Verankerungen sowie eine Best Practice Broschüre zur Vermittlung von BNE-Themen im berufsbildenden Unterricht vorgestellt werden.

Ergänzende Bemerkungen

Grenzenlos bietet weiterführende Informationen in einem Erklärfilm für Lehrkräfte (http://www.wusgermany.de/de/auslaenderstudium/grenzenlos/lehrkooperationen) und für Studierende aus Afrika, Asien und Lateinamerika (http://www.wusgermany.de/de/auslaenderstudium/grenzenlos/lehr-und-lernpartner-innen) an.

Weiterführende Informationen