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Akademie Kinder philosophieren der gfi gGmbH

Junge Vor!Denker – Philosophieren zu Zukunftsfragen und Themen der Nachhaltigkeit

Zusammenfassung

Die Akademie Kinder philosophieren bringt im Projekt Junge Vor!Denker das Philosophieren als Bildungsprinzip mit fachlichem Wissen um die Nachhaltigkeit in Ökologie, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen. Erzieher und Lehrkräfte erfahren in der im Projekt entwickelten Zusatzausbildung, wie sie eine verantwortungsbewusste Haltung bei Kindern und Jugendlichen stärken können: Mit einem Dreiklang aus Wissen, Philosophieren und Handeln. Im philosophischen Gespräch setzen die Kinder sich reflektierend mit Grundfragen der Nachhaltigkeit auseinander. Sie hinterfragen Begriffe und Leitbilder, lernen, selbst zu denken und erleben Wertschätzung für die eigene Meinung und die Anderer. Über Projekte verankern sie ihre Ideen anschließend im Handeln.

 

Beschreibung der Aktivitäten

Grundlegend für das Philosophieren wie auch für das Konzept einer Bildung für nachhaltige Entwicklung ist die aktive Beteiligung der Kinder und ein Bewusstsein dafür, dass Wissen veränderbar und vorläufig ist. Es geht nicht um reine Wissensvermittlung, sondern um die bewusste Reflexion von Leitbildern und Verhaltensweisen. Die Kinder sollen zur aktiven und eigenverantwortlichen Mitgestaltung der Zukunft befähigt werden.
Philosophieren, verstanden als Bildungsprinzip, deckt sich daher an vielen Stellen mit dem Ansatz, den auch eine BNE verfolgt. Es fördert die Gestaltungskompetenz, darin die Fähigkeit von Kindern, gemeinsam mit anderen planen und handeln zu können. Sie lernen aber auch Leitbilder, seien es die eigenen oder die anderer, zu reflektieren und über Wertvorstellungen zu diskutieren. Zudem schafft Philosophieren ein Bewusstsein für die Komplexität von Problemen. Es geht nicht um den erhobenen Zeigefinger und schnelle Lösungen, sondern um eine genaue Betrachtung einer Fragestellung, jenseits von Schwarz-Weiß-Denken.

All dies wurde bereits gedacht und beschrieben. Wie das Ganze aber in der Praxis aussehen soll, darüber kann man selten etwas lesen. Mit Junge Vor!Denker wurde genau dieser Spagat erfolgreich erprobt und in der Zusatzausbildung für Pädagogen vermittelbar gemacht: Wie kann ich Wissen um Nachhaltigkeit mit einem Philosophieren vereinbaren, in dem es keine richtigen oder falschen Gedanken gibt? Welche Haltung ergibt sich daraus? Wie frage ich nach, um Meinungen nicht ungeprüft stehen zu lassen, jedoch ohne steuernd einzugreifen? Und was kommt nach der Reflexion? Wie schaffe ich es, dass das Erkannte auch wirklich zu Taten wird und in der Haltung der Kinder und Jugendlichen sichtbar wird?

Mit genau diesen Fragen setzt sich das Projekt Junge Vor!Denker seit über 5 Jahren auseinander und vermittelt dieses Wissen an die, die direkt mit den Kindern und Jugendlichen zu tun haben. Dabei setzen wir insbesondere an der Haltung der Pädagogen an. Das Philosophieren wird verstanden als Bildungs- und Erziehungsprinzip, das Partizipation, Inklusion und Eigenverantwortung fördert und sich auch auf andere Bereiche auswirkt.

In der Praxis sieht das dann bspw. so aus: Den Kindern tut sich im Alltag oder nach einem Wissensinput eine Frage auf (Wem gehört die Natur? Was macht Müll zu Müll? Brauchen wir Regeln?). Diese Fragen kann der Erzieher oder die Lehrkraft aufgreifen oder auch bewusst stellen, um Gelerntes zu vertiefen und noch einmal zu hinterfragen. Im philosophischen Gespräch bilden sich die Kinder und Jugendlichen ihre eigene Meinung, lernen von den anderen, tauschen Erfahrungen aus, hinterfragen und überprüfen. Dabei kann es vorkommen, dass gewisse Fragen auch nicht im Gespräch beantwortet werden können, sondern man eine Antwort (sofern es sich tatsächlich um eine Wissensfrage handelt) auch einmal nachschlagen muss. Die Gesprächsleitung fragt gezielt nach, hält sich inhaltlich jedoch heraus und korrigiert nicht oder stellt bestimmte Meinungen auf ein Podest. Das, was sie für sich herausgefunden haben, verankern die Kinder anschließend im Handeln: von der Skulptur aus Müll über alternative Konzepte für ein Altenheim” bis zum selbst gepflanzten Baum.

Wichtig ist uns dabei die Regelmäßigkeit solcher Gespräche: Im Wechsel zwischen Wissen – Reflexion – Handeln und über das Vorleben und Erleben von Achtsamkeit und Wertschätzung bildet sich bei den Kindern und Jugendlichen eine Haltung des Respekts im Gespräch aber auch im Umgang mit Natur und Umwelt aus.

Inwieweit und wodurch konnten gesellschaftliche Gruppen oder Akteure neu für dieses Thema gewonnen oder einbezogen werden?

Angefangen hat das Projekt als Kooperation mit der Eberhard von Kuenheim Stiftung. Bald hat sich auch die Hans-Lindner-Stiftung für das Projekt begeistert gezeigt. Mit diesen Stiftungen sind wir immer noch eng in Kontakt und planen gemeinsame Veranstaltungen, bspw. das Netzwerktreffen für alle Absolventen. Außerdem sind wir für den Klimaherbst aktiv, stehen in Kontakt mit dem Ökoprojekt Mobilspiel e.V., ANU Bayern, BiNet und der Klimastiftung für Bürger.

Inwieweit und wodurch ist es gelungen eine öffentliche Wahrnehmung für das Thema zu erreichen?

Besonders über unsere Projektpartner, über die wir einen Projektfilm drehen konnten, aber auch über Teilnehmer, die in der Presse ihre Projekte vorstellten (Nationalpark Bayerischer Wald, Zentrum für Kultur und Umwelt Benediktbeuren, Philosophieren unter Schafen). Es gab außerdem Gespräche mit dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz.

Wie sollen die Aktivitäten in Zukunft weitergeführt werden?

Wünschenswert wäre, die Zusatzausbildung regelmäßig in Bayern an verschiedenen Standorten anzubieten, um möglichst viele Pädagogen zu erreichen. Unsere Zielgruppe sind dabei schwerpunktmäßig Erzieher und Lehrkräfte an Grundschulen. Eine weitere Vertiefung der Kooperation auf ministerieller Ebene wird daher angestrebt. Angedacht sind aber auch die Weiterführung der Kompaktworkshops sowie das Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen über Projekte.

Ergänzende Bemerkungen

Weitere Fragen? Schreiben Sie mir: diana.schick@kinder-philosophieren.de

weiterführende Informationen