Chat der Welten und SDG-Projekte der Klasse 7b Thomas-Strittmatter-Gymnasium St. Georgen mit Medellin/ Kolumbien – sowie Fair-Trade-Verkauf (Schuljahr 2016-17)
Zusammenfassung
Chat der Welten und SDG-Projekte zwischen St. Georgen und Medellin/ Kolumbien: intensiver Kontakt (über Email/ Skype/ Videos/ Briefe und viele direkte Besuche) zu Themen der globalen (Un-)Gerechtigkeit und Verantwortung mit Theaterprojekt und deutschen/ kolumbianischen SDG-Projekten der Schüler*innen, in denen die Schüler*innen konkrete Ansatzpunkte zu den SDGs wählten, selbst aktiv wurden und andere informierten bzw. zum eigenen Handeln motivierten – und im neuen Schuljahr weiter motivieren werden. Außerdem stemmten sie, zusammen mit den anderen siebten Klassen, den Fair-Trade-Pausenverkauf im Bildungszentrum St. Georgen.
Beschreibung der Aktivitäten
Im Rahmen eines „Chats der Welten“ bekam die Klasse 7b Ev. Religion des Thomas-Strittmatter-Gymnasiums im Schuljahr 2016-17 einmal im Monat Besuch von der Bildungsreferentin Johanna Menzinger aus Freiburg und erlebte ganzheitliches und interkulturelles Lernen, ganz im Sinne des Club-of-Rome-Profils des TSG, am eigenen Leibe: Denn das Global-Thema Gerechtigkeit blieb keineswegs abstrakt, weil die Klasse „echten“ Kontakt mit einer Schule in Kolumbien (Colegio María Auxiliadora Medellin) aufnahm. Es wurden zahlreiche Emails, „herkömmliche“ Briefe und Videos zwischen St. Georgen und Medellin hin- und hergeschickt, in denen sich die Schüler*innen nicht nur kennen lernten, sondern sich über bestimmte Aspekte des Themas (Un-)Gerechtigkeit austauschen. Z.B. erfuhren die deutschen Schüler*innen viel über Kinderarbeit, Drogenkonsum und Umweltzerstörung in Kolumbien.
Besonders schön war, dass sich der Kontakt nicht nur auf digitaler/ virtueller Ebene abspielte, sondern die Klasse gleich mehrfach „echten“ Besuch aus Kolumbien empfangen durfte: zweimal von einer Schülergruppe mit begleitendem Lehrer Wolf Wilms, einmal von einer Lehrerin, einmal von zwei Studentinnen. Mit dem Grupo conversacional fand auch ein Live-Chat statt.
Mit der Schülergruppe, die im Juni 2017 anreiste, führte Wolf Wilms ein Theaterprojekt samt Aufführung durch, das sich dem Thema Umweltzerstörung und dem kranken Verhältnis zur „Mutter Erde“ in Kolumbien widmete.
Das ganze Schuljahr hindurch spielte der Faire Handel eine tragende Rolle. Die Schüler*innen führten zusammen mit den anderen siebten Klassen den Fair-Trade-Pausenverkauf im Bildungszentrum St. Georgen durch. Das Geld wurde im Rahmen der schulübergreifenden Spendenvermehrungs-Challenge des Fairtrade-Schulnetzwerk-Teams St. Georgen an die Kindernothilfe gespendet.
Das zweite Schulhalbjahr war geprägt von einem großen SDG-Projekt: Sowohl die deutschen als auch die kolumbianischen Schüler*innen setzten sich mit den 17 SDGs auseinander– und überlegten sich praktisch, was das für sie persönlich, für unsere Schule und unsere Stadt heißen kann. Die dabei entstehenden konkreten Projekte stellten sich die Schüler*innen auf der Internet-Plattform padlet gegenseitig vor. Themen von deutscher Seite waren Energie sparen (SDG 7) , Papier sparen in den Schulen (SDG 11), Hunger und Welternährung (SDG 2) und Fair Trade (SDG 12). Die Schüler bekamen dabei durch den Hausmeister Einblick in unsere Solaranlagen, recherchierten, wo und wie Energie eingespart werden kann, und informierten (per Durchsage und mit Plakaten) ihre Mitschüler über Einsparmöglichkeiten. Zwei Schüler kontaktierten die anderen Club-of-Rome-Schulen zum Thema Papierverbrauch. Andere schrieben einen Zeitungsartikel zum Thema Hunger und Lebensmittelverschwendung und gaben den Leser*innen praktische Tipps. Wieder andere interviewten den Filialleiter des ansässigen Supermarkts zum Fair-Trade-Sortiment. Die kolumbianischen Schüler beschäftigten sich u.a. mit dem Friedensprozess und dem Drogenhandel sowie der Veränderung der Landwirtschaft.
Da ein Schwerpunkt der Projekte das Thema Hunger war, nahmen wir im Juni an der Aktion Hunger24 von WorldVision teil: Die Schüler*innen ließen (freiwillig!) eine oder mehrere Mahlzeiten ausfallen, und wir beendeten das Fasten am nächsten Tag mit einem nachhaltig-fairen Frühstück.
Der Chat der Welten und die SDG-Projekte waren eine sehr ermutigende und motivierende Annäherung an die SDGs 16 und 17. Es war berührend zu sehen, wie sehr die Schüler*innen beeindruckt waren von dem direkten Kontakt mit Menschen aus dem Globalen Süden und wie ihnen ihr eigenes Privilegiertsein und ihre Verantwortung für unsere gemeinsame Welt bewusst wurde. O-Ton eines Schülers: „Man hat gelernt, dass man nicht nur an sich selbst denken sollte!!!“
Inwieweit und wodurch konnten gesellschaftliche Gruppen oder Akteure neu für dieses Thema gewonnen oder einbezogen werden?
Vorrangige Ansprechgruppe waren die Schüler*innen. Aber auch die Eltern wurden mit einbezogen: Zum einen bekamen sie die SDG-Projekte ihrer Kinder mit, zum anderen erklärten sich mehrere Familien bereit, die kolumbianischen Schüler*innen bei den zwei Besuchen aufzunehmen – und bedankten sich danach dafür, diese Erfahrung machen zu dürfen!
Die anderen Klassen des Thomas-Strittmatter-Gymnasiums wurden ebenfalls einbezogen: Die beiden kolumbianischen Studentinnen berichteten über ihr Straßenkinderprojekt (patio 13) vor allen siebten Klassen. Und das Theaterprojekt Pachamama ist krank wurde vor Schüler*innen der fünften und sechsten Klasse aufgeführt.
Bei den SDG-Projekten wurden zahlreiche weitere Gruppen angesprochen: Hausmeister, weitere Schulen, Zeitungsleser*innen, Filialleiter des lokalen Supermarktes etc.
Vernetzung fand u.a. statt mit den anderen Club-of-Rome-Schulen, den anderen im Fairtrade-Schools-Blog registrierten Schulen sowie der schulübergreifenden Fair-Trade-AG.
Inwieweit und wodurch ist es gelungen eine öffentliche Wahrnehmung für das Thema zu erreichen?
Die Aktivitäten der Klasse 7b wurden auf der Homepage der Schule (http://tsg-stgeorgen.de/aktuelles.html) veröffentlicht sowie auf der Website von Fairtrade schools (https://blog.fairtrade-schools.de). Zudem erschienen mehrere Zeitungsartikel im Schwarzwälder Boten und im Südkurier (s.u.) Die Schüler*innen der 7b wurden von der Eine-Welt-Initiative Saarbrücken zur Klasse des Fairen Handels 2017 ausgezeichnet. Diese Auszeichnung wird der Klasse im Rahmen einer Gemeinderatssitzung im September vom Bürgermeister überreicht werden.
Wie sollen die Aktivitäten in Zukunft weitergeführt werden?
Der Chat der Welten wird im neuen Schuljahr aller Voraussicht nach fortgesetzt: zum einen in der dann achten Klasse, zum anderen sind Überlegungen im Gange, wie das Projekt auch auf die neuen Klassen 7 übertragen werden könnte (der Fair-Trade-Pausenverkauf wird auf jeden Fall wieder von den siebten Klassen übernommen).
Der Kontakt mit Kolumbien wird intensiviert werden. Lehrer und Theaterpädagoge Wolf Wilms plant eine weitere deutsch-kolumbianische Theateraufführung für den Winter 2017-18. Der Kontakt nach Kolumbien könnte in das Welt:Klasse-Projekt des Thomas-Strittmatter-Gymnasiums aufgenommen werden, so dass zukünftige Besuche deutscher Schüler*innen in Kolumbien angedacht werden.
Ergänzende Bemerkungen
Es fanden noch weitere Aktivitäten der 7b statt, die zwar nicht direkt mit dem Chat der Welten, sehr wohl aber mit BNE und den SDGs zu tun haben: Die Klasse setzte sich mit Kriterien einer nachhaltig-fairen Ernährung auseinander und veranstaltete einen nachhaltig-fairen Kuchenverkauf. Sie nahm an der Aufführung des Fair-Trade-Musicals Global Playerz der Künstler für Gerechtigkeitteil sowie am Vortrag der Menschenrechtsaktivistin Taslima Akhter aus Bangladesch (Textilindustrie) teil.