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Gründung des gemeinnützigen energieland2050 e.V. – Meilenstein auf dem Weg zum nachhaltigen Kreis Steinfurt

Zusammenfassung

Kennen Sie das? Die Nachhaltigkeits-/Klimaschutzförderung läuft aus. Die KollegInnen wollen weiterarbeiten! Die Netzwerkakteure sagen: Ihr müsst als kompetente AnsprechpartnerInnen bleiben! Die Politik fordert: Kosten sparen! Die Hausspitze bedauert: tolle Arbeit, aber uns sind die Hände gebunden! Falls Sie nicken – EINE Möglichkeit aus dem Kreis Steinfurt: Im April 2017 gründeten wir einen Verein, brachten Wirtschaft und Politik in den Vorstand, finanzieren den Verein über Mitgliedsbeiträge und bezahlen damit dauerhaft fähige KollegInnen, gute Projekte und wegweisende Netzwerkarbeit. Der gemeinnützige energieland2050 e.V. ist zentrale Anlaufstelle für Nachhaltigkeit und bietet 1a-Service für BürgerInnen, Unternehmen und Kommunen im Kreis.

Beschreibung der Aktivitäten

Seit Ende der 90er Jahre setzt sich der Kreis Steinfurt in einem lebendigen Agenda 21 – Prozess für Nachhaltigkeit und Klimaschutz ein. Als Masterplan 100 % Klimaschutz–Kommune hat sich der Kreis ambitionierte Ziele gesetzt: Bis zum Jahre 2050 will er bilanziell energieautark sein. Im „energieland2050“ wird Energie regional, dezentral und CO2-neutral erzeugt und verbraucht. Die Gestaltung der Energiewende und der aktive Klimaschutz sind Bestandteil eines breit angelegten Nachhaltigkeitsprozesses.
Dies lässt sich nur in Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren erreichen. Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind in der Kreisverwaltung und den 24 Kommunen keine Floskeln, sondern als positive Themen fest im Wertekanon verwurzelt. Engagierte Vertreter unterschiedlicher Institutionen setzen sich für diese Themen ein und füllen sie mit Leben. Die Gründung des Vereins energieland2050 e.V. dient dem formalen Zusammenschluss vieler Akteure, der effizienten Organisation und strukturellen Verankerung der regionalen Energiewende und der stetigen Umsetzung einer Nachhaltigen Entwicklung. Mit seinen 75 Mitgliedern (Kreis Steinfurt, seine 24 Kommunen, 50 regionale Unternehmen und Institutionen) fördert er den gesamtgesellschaftlichen Ausgleich zwischen sozialen, ökologischen, wirtschaftlichen, naturschutz- und klimafachlichen Interessen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung in der Einen Welt.
Der Verein ist Dienstleister für drei Zielgruppen:
– Kommunen: Sie zählen zu Schlüsselakteuren der regionalen Energiewende. Der energieland2050 e.V. hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, die Kommunen des Kreises bei ihren Klimaschutzmaßnahmen zu unterstützen. Er akquiriert Fördermittel, organisiert kreisweite Kampagnen bspw. zu Fairem Handel und setzt gemeinsam mit den Kommunen Projekte (z.B. KfW 432 energetische Stadtsanierung) um. Zudem hilft er bei der Erarbeitung von Instrumenten zur Erschließung von Energiepotenzialen. Darüber hinaus werden interkommunale Treffen bspw. der Klimaschutzmanager organisiert. Durch diesen kontinuierlichen Wissens- und Erfahrungsaustausch wird das interkommunale Miteinander gefördert. Im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit (Fairer Handel, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)) wurden 2017 hierfür Fördermittel für zwei neue Stellen eingeworben.
– BürgerInnen: Um bis zum Jahr 2050 energieautark zu sein bedarf es aktiver Bürgerbeteiligung. Auf der Beteiligungsplattform energieland2050-dialog.de finden BürgerInnen Informationen und Möglichkeiten zum Mitgestalten und Mitdiskutieren. Im Projekt energieland2050-Botschafter engagieren sich 500 BürgerInnen für einen nachhaltigen Kreis, erproben Ansätze neuer Lebensstile und teilen ihre Expertise mit vielen Mitstreitern. Unter der bekannten Marke Haus im Glück im energieland2050 e.V. können sich BürgerInnen zudem über das Thema Gebäudesanierung informieren und beraten lassen. Mit der Kampagne Plastiktütenfreier Kreis Steinfurt informiert der Verein im Sinne einer BNE über negative Umwelteinflüsse durch massenhaften Einsatz von Plastiktüten und motiviert zu einem sichtbaren Beitrag für umwelt- und klimafreundliches Leben.
– Unternehmen: Bereits 50 Unternehmen sind Teil des Unternehmernetzwerkes im energieland2050 e.V. und gestalten den Weg zur Erreichung der kreisweiten Klimaschutzziele. Aus der Zusammenarbeit im Netzwerk sind bereits Projekte hervorgegangen, die interessante Lösungsansätze zur Realisierung der Energiewende bieten. So beschäftigen sich z.B. die Steinfurter Flexkraftwerke damit, überschüssige regional erzeugte Energie aus Erneuerbare-Energie-Anlagen in Wasserstoff umzuwandeln und so nutzbar zu machen.
Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und die Zivilgesellschaft arbeiten durch die Vereinsgründung künftig noch intensiver zusammen. Dadurch haben wir Strukturen geschaffen, in denen im Kreis Steinfurt dauerhaft soziale, ökologische, ökonomische und kulturelle Nachhaltigkeit – unabhängig von Geldern aus Drittmittelprojekten – gestaltet und gelebt werden können.

Inwieweit und wodurch konnten gesellschaftliche Gruppen oder Akteure neu für dieses Thema gewonnen oder einbezogen werden?

Der energieland2050 e.V. koordiniert viele Netzwerke, über die immer wieder gesellschaftliche Gruppen und Akteure neu für das Thema gewonnen und mit einbezogen werden. So konnten bspw. in Zusammenarbeit mit regionalen Energieversorgern, Banken, Bürgerwindgenossenschaften und weiteren Partnern 17 Bürgerwindparks gebaut werden, in denen sich zurzeit 4.000 Genossen (darunter BürgerInnen und Kommunen) konzeptionell und finanziell beteiligen. Vier Stadtwerke der Region haben sich zudem zusammengeschlossen und vermarkten als erste Initiative deutschlandweit das gemeinsame Produkt „Unser Landstrom“. Der Strom wird aus erneuerbaren Energiequellen direkt in der Region, z.B. in den Windparks, erzeugt und versorgt heute über 7.000 Haushalte im Kreis Steinfurt. Durch das Projekt Globale Nachhaltige Kommune NRW (GNK) und das im Juli 2017 beim energieland2050 e.V. eingerichtete Regionalzentrum BNE ist zu erwarten, dass wir zunehmend mehr Akteure für die nachhaltige Entwicklung gewinnen werden.

Inwieweit und wodurch ist es gelungen eine öffentliche Wahrnehmung für das Thema zu erreichen?

Der energieland2050 e.V. erreicht auf mehreren Wegen öffentliche Wahrnehmung für seine Themen:
1. durch zahlreichen Veranstaltungen und Angebote: Beratungs- und Bildungsangebote (z.B. Haus im Glück, energieland2050-Berater, Bildung für nachhaltige Entwicklung), Netzwerktreffen (z.B. GNK, Unternehmernetzwerk, Runder Tisch Windenergie, Bürgerenergievernetzungstreffen)
2. durch viele Projekte und Kampagnen in Zusammenarbeit mit BürgerInnen, Kommunen und Unternehmen: u.a. Fair Trade, Plastiktütenfreier Kreis, Thermografieaktion, Solarkataster, Wärmekataster, Bürgerwindparks, Unser Landstrom, Steinfurter Flexkraftwerke, RegioTrans KMU, energieland2050-Botschafter
3. durch eigenen Markenauftritt: Entwicklung eines Corporate Design für energieland2050
4. durch sehr aktive Öffentlichkeitsarbeit: Vereinshomepage, klassische Pressearbeit, Facebook-Seite, Newsletter, Videos, Beteiligungsportal, Vielzahl von Informationsmaterialien (Broschüren, Flyer, Kinderbuch Windenergie Theo träumt etc.).

Wie sollen die Aktivitäten in Zukunft weitergeführt werden?

Der Verein wird finanziell p.a. zu 150T € vom Kreis Steinfurt und zu 150T € + x von den Unternehmen im energieland2050 e.V. getragen. Darauf basiert die personelle Verstetigung. Bis zum Frühjahr 2018 werden dauerhaft fünf Personalstellen im Verein geschaffen. Die Bereiche, in denen der energieland2050 e.V. aktiv ist, werden weiterhin gestärkt. Um der Verantwortung für eine gesicherte Zukunft gerecht zu werden, unterstützt der Verein als maßgebliche Institution personell das Projekt GNK NRW. Der Kreis Steinfurt nimmt hier eine Vorreiterrolle in Deutschland ein, indem eine Nachhaltigkeitsstrategie in einem Multi-Stakeholder-Prozess erarbeitet wird. Dadurch werden die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Agenda 2030) in das politische und administrative Handeln des Kreises integriert. Durch die Förderstelle BNE wird dieses Thema intensiviert, sodass die BürgerInnen künftig noch stärker über nachhaltige Lebensstile informiert und in Projekte eingebunden werden.

Ergänzende Bemerkungen

Mit der Gründung des energieland2050 e.V. setzten wir Impulse, um die nachhaltige Entwicklung und die Energiewende auf regionaler Ebene dauerhaft und finanziell unabhängig voranzubringen! Mit der Stärkung der regionalen Wertschöpfung durch lokale Energieerzeugung aus regenerativen Energiequellen werden zukunftssichere Arbeitsplätze geschaffen, die Attraktivität des Kreises Steinfurt erhöht und somit die energetische Transformation gewinnbringend für die BürgerInnen des Kreises gestaltet.

weiterführende Informationen