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Zukunftswerkstatt Ihme-Zentrum: Das Ihme-Zentrum wird von einer Ruine zu einem Wahrzeichen einer nachhaltigen und kreativen Stadt

Zusammenfassung

Der ehrenamtliche Verein Zukunftswerkstatt Ihme-Zentrum engagiert sich transdisziplinär für die Revitalisierung des gleichnamigen Brutalismus-Megalkomplex aus den 1970er-Jahren. Gebaut als Utopie und Heimat für rund 2.000 Menschen sind weite Teile des Ihme-Zentrums heute eine Ruine. Der Verein entwickelt und realisiert Konzepte für eine nachhaltige und kreative Revitalisierung in den Bereichen Architektur & Stadtentwicklung, Umwelt & Ressourcen, Teilhabe & Demokratie, Soziales & Medizin, Kultur- & Kreativwirtschaft sowie Tourismus. Zu den Mitgliedern gehören Bewohnende sowie Expertinnen und Experten aus den unterschiedlichsten Fachbereichen. Seit Juni 2017 wird außerdem das gleichnamige Nachbarschafts- und Kulturzentrum betrieben.

Beschreibung der Aktivitäten

Der Verein sieht sich als philanthropische und überparteiliche Vereinigung, die sich ein resilientes und funktionierendes Ihme-Zentrum erarbeitet. Das Ziel: Das bislang eher negativ wahrgenommene Quartier wird ein international bekanntes Symbol einer modernen, nachhaltigen und kreativen Stadtentwicklung.
Wenn Hannover 2025 Europäische Kulturhauptstadt ist, kommen die Besuchenden zuerst ins Ihme-Zentrum, um sich vor Ort anzuschauen, wie eine Stadtgesellschaft gemeinsam aus einer Ruine erst einen Möglichkeitsort und dann ein neues Wahrzeichen für Hannover geschaffen hat.
Die Mitglieder engagieren sich eigenständig basisdemokratisch in transdiziplinären Arbeitsgruppen: So entwickelt die AG Planung/Architektur konkrete Pläne und Szenarien für die infrastrukturelle und städtebauliche Revitalisierung. Diese wurden bereits vom Bundesbauministerium lobend in ein Entwicklungsprogramm aufgenommen. In der AG ist außerdem die Planbox angesiedelt, ein Bürgerbeteiligungstreff für die Stakeholder im Quartier. In der AG Bewohnende tauschen sich Eigentümer und Mieter aus den mehr als 800 Wohnungen aus und organisieren ein kostenfreies Nachbarschaftscafé sowie eine maklerfreie Wohnungsbörse.
In der AG Kommunikation wird der Austausch und eine transparente Kommunikation im Viertel erarbeitet und vor allem der Stigmatisierung der Zentrumsbewohnenden durch konstruktiven Lokaljournalismus auf verschiedenen Medien entgegen gearbeitet. Die Mitglieder in der AG Kultur planen und realisieren Kulturveranstaltungen im Viertel und helfen externen Kulturschaffenden bei der Orientierung und Durchführung von Projekten vor Ort. In einer weiteren AG wird die Weiterentwicklung der Zukunftswerkstatt zu einem modernen, barrierefreien und offenen Treffpunkt erarbeitet.
Der Verein strebt einen Runden Tisch mit allen Stakeholdern im Quartier an: dem Großeigentümer, einem internationalen Immobilienfonds, der Stadtverwaltung, der Bewohnenden sowie der Arbeitenden im Viertel. Nur durch ein demokratisches und transparentes Konzept lassen sich die komplexen Probleme im Quartier lösen und das Ihme-Zentrum positiv transformieren.

Inwieweit und wodurch konnten gesellschaftliche Gruppen oder Akteure neu für dieses Thema gewonnen oder einbezogen werden?

Als das Projekt 2014 startete, galt das Ihme-Zentrum als ein Symbol gescheiterter Utopien der 1970er-Jahre und stand stellvertretend für Staatsversagen, Spekulation und eine gescheiterte Stadtentwicklung. Inzwischen wird das Quartier vor Ort, aber auch überregional als Möglichkeitsraum wahrgenommen. Das Image hat sich gewandelt.
Durch eine konstruktive Informationskampagne über die Möglichkeiten vor Ort sowie die Integration unterschiedlicher Stakeholdergruppen durch gemeinsame Projekte ein neues Bewusstsein geschaffen. Das belegen Kooperationen des Vereins mit u.a. der Uni Lüneburg, Uni und Hochschule Hannover, Uni Braunschweig, Bund Deutscher Architekten, Vereinigung für Stadt- Regional und Landesplanung, Seniorenvertretung Hannover, Transition Town Hannover und weiteren.
Seit der Eröffnung der Zukunftswerkstatt vor Ort wird die Bewegung konkret, es gibt zum ersten Mal seit 40 Jahren überhaupt einen unkommerziellen Treffpunkt im Quartier.

Inwieweit und wodurch ist es gelungen eine öffentliche Wahrnehmung für das Thema zu erreichen?

Es fing 2014 mit einer nachhaltigkeitswissenschaftlichen Umweltanalyse an. Durch Rundgänge wurden seitdem mehr als 5000 Menschen ins Viertel eingeladen. Im Verein wurden Konzepte erarbeitet und zum Teil bereits durchgeführt.
Im Juni 2017 wurde das Nachbarschafts- und Kulturzentrum Zukunftswerkstatt am Ihmeplatz (ZWAI) eröffnet. Seitdem gibt es regelmäßige Nachbarschaftscafés, Architekten und Stadtentwickler bieten ein Bürgerbeteiligungsprozess für die Bewohnenden und weitere Stakeholder an, dazu kommen Konferenzen, Workshops sowie wöchentliche Kulturveranstaltungen, die für ein besseres Image sorgen.

Wie sollen die Aktivitäten in Zukunft weitergeführt werden?

Im Herbst startet der Verein ein Crowdfunding, um in der Zukunftswerkstatt eine barrierefreie Toilette zu bauen. Das Programm soll durch medizinische und soziale Angebote sowie Bildungsprojekte erweitert werden.
Mit der Landeshauptstadt Hannover wird eng zusammengearbeitet: Ende 2017 wird eine Genossenschaft gegründet, mit der unsanierte Flächen im Ihme-Zentrum aufgekauft und diese Künstlern, Kreativen sowie Geflüchteten zur Verfügung zu stellen. Gemeinsam mit der Landeshauptstadt Hannover wird außerdem die Bewerbung für den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt 2025 vorbereitet. Das Kulturdezernat wird deshalb ein Büro im Ihme-Zentrum beziehen.
2018 sind fünf Events zum Thema Zukunft der Städte mit internationalen Gästen geplant. Außerdem arbeiten die Arbeitsgruppen themenorientiert an unterschiedlichen Aspekten wie Modernisierung der Haustechnik, juristische Gutachten, Nachhaltigkeit der Versorgung und Gartenbau vor Ort.

weiterführende Informationen